Wenn ich ehrlich bin, versuche ich mich die meiste Zeit auf andere Dinge zu fokussieren. Es gelingt mir aber immer weniger. Schalte ich Radio, TV oder Nachrichtenseiten ein, werde ich überflutet mit Meldungen, die wirklich schwer zu verdauen sind.
In den letzten Wochen frage ich mich immer häufiger, was (!) ist hier eigentlich los?
Bisweilen hatte ich immer versucht, eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Aktuell will mir das aber überhaupt nicht gelingen – in meinem anderen (nicht sportlichen) Leben ist einfach zu viel Thermik. Das geht früh morgens los und hört auch abends nur schleichend auf. Die Nachrichtenflut. Jeder will etwas, braucht etwas oder hat was mitzuteilen.
Cover 2022 – Aufgenommen im Museum der Natur Hamburg
Die Tage sind lang und kurz zugleich. Zumindest, was die Lichtmenge anbetrifft. Der Hamburger Winter mit seiner Dunkelheit ist mir noch nie leicht gefallen. Aber an Abenden wie diesem ist mir das ausnahmsweise egal. Alles leuchtet, denn ich bin in den letzten Zügen meines neuen …
Im Garten hab ich eine große Regentonne, in die das Wasser vom Dach über Rinnen in Fallrohre läuft. Ist die Tonne voll, läuft das Wasser in eine zweite Tonne. Sehr praktisch.
Aktuell fühl ich mich wie die erste (Tonne): Bis zum Rand voll, nur leider mit defektem Überlauf. Zu viele Informationen sind in den letzten Wochen auf mich niedergeprasselt – und tun es immer noch. Wohin damit? Ich weiß es nicht.
Es gibt Tage, da schalte ich weder Radio noch Fernseher ein. Tage, an denen ich mich den Nachrichten verweigere. Schlicht und ergreifend, weil ich sie nicht ertragen kann. Dicht gefolgt von Talkshows und Schlagzeilen, in denen die nächste Sau durchs Dorf Netz getrieben wird. Hysterie ist unser neuer Normalzustand.
Niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Aber gleich so schwer? Ich spreche hier nicht von der Mallorca312, sondern von den Tagen danach. Im Spätsommer 2019 – nach dem BC Bike Race in Kanada – ging es mir ähnlich. Ich bin in ein Loch gefallen und zwar in ein ziemlich großes.
Heute, gerade einmal sieben Tage danach, überschwemmt mich eine Welle der Ohnmacht.
Zwei Monate liegt die Finish Line zurück. Und noch immer läuft es nicht rund. Ich esse zu viel, ich trinke zu viel, ich denke zu viel. Die Ampel schaltet auf grün und ich bleibe einfach stehen; denn meine Gedanken katapultieren mich mal wieder ans andere Ende der Welt. Natürlich nach British Columbia.
Es gibt mindestens zwei Dinge, die uns menschlichen Wesen von Vorteil sein können und für die ich immer wieder dankbar bin. Erstens: Wir können vergessen. Und Zweitens: Wir können uns anpassen. Hier gibt es mir um Letzteres.
Jetzt sind wir vier Tage auf Madeira und es kommt mir vor, als würden wir hier schon ewig leben. Diese Insel hat uns mal wieder total weggebeamt, anders kann man es nicht sagen.
Eins gleich vorweg. Gestern wurde bei Bauarbeiten vor unserer Haustür die Internetleitung zerstört. Nicht ganz optimal, wenn beide von zuhause arbeiten, wenn gerade Ferien sind. Aber „…die Techniker sind dran. Wir werden uns innerhalb der nächsten 48Std. bei Ihnen melden.“
Das Wetter ist kalt aber gut. Ich kann also draußen fahren und Kilometer schrubben. Und doch macht es keinen Spaß. Denn nichts ist mehr wie es einmal war.
Ein Dienstag. Ich sitze hier in meinem warmen Stübchen, höre Mey, Wader und Wecker, trinke ein Bier nach dem anderen und frage mich, was läuft hier eigentlich schief? Und was kann ich dagegen tun?