Suffer Sunday

Ein Group Ride der besonderen Art

WEDU SUFFER SUNDAY (C) on Four Horsemen in Watopia

Als ich heute morgen aus dem Fenster gesehen habe, war sofort klar, dass ich mal wieder mit einer Ausfahrt in Watopia vorlieb nehmen müsste. Zumal ich gerade gestern den Antrieb nochmal komplett auseinander genommen und gesäubert habe.

Also hab ich durch die anstehenden Events in der Companion App gescrollt und mich für die Teilnahme an folgendem Group Ride entschieden.
WEDU SUFFER SUNDAY (C) on Four Horsemen in Watopia. Hörte sich doch gut an. 🙂 Four Hoursemen ist ein straffes Workout mit vier netten Anstiegen: Hilly KOM, Volcano KOM, Epic KOM und zum Schluss noch Alpe du Zwift.

Ach, da war doch noch was…

This is no leisure tour: be ready to work as you climb over 2000 meters in just under 90 kilometers! And be warned: hitting the Alpe after working your way over the previous climbs proves to be both a mental and physical challenge. Prepare yourself!

Quelle: https://zwiftinsider.com/route/four-horsemen/

Eine harte Nummer, aber ich war irgendwie trotzdem motiviert. Ausreichend Wasser und Riegel lagen bereit, der Ventilator lief bereits auf voller Stufe.
Kurz vor dem Start (zwei Minuten) wollte Zwift aber ein Update. Nochmal schnell auf dem Tablet 2 Gigabyte Daten runterladen und installieren. OH NO! Das hätte ich vermeiden können. Und so war klar, dass ich nicht pünktlich starten würde.

Das ist insofern ärgerlich, da in den ersten Minuten die Gruppen gebildet werden. Ich war dann tatsächlich „nur“ 2 Minuten zu spät und konnte über ein Late-Join noch rangeführt werden – aber: das Hauptfeld war bereits in vollem Speed unterwegs und für mich unerreichbar. Und so hing ich am Ende eines lang gestreckten, aber nicht wirklich effizienten Feldes – 400 Teilnehmer hin oder her.

Die Chat-Nachrichten der Führungsfahrer Paul und Charlotte machten es nicht besser. „Please regroup“, „Now at 3.5…“ oder „amazing work – stay strong, stay with the beacon“. Arrgh!

Mit Müh und Not konnte ich dann eine Gruppe aus ca. 10 Fahrern zusammenklauben, aber das Hauptfeld hatte bereits über 25 Sekunden Vorsprung. Das ist viel bei 3,5W/KG. Die meisten waren auch schon am Kotzen und ich hatte das Gefühl, dass keiner bereit war, nochmal deutlich mehr zu geben, um nach vorne zu kommen. Also hab ich mein eigenes Ding gemacht und hab mich von Fahrer zu Fahrer nach vorne gearbeitet.

Quelle: Strava

Nicht leicht, denn am Anfang war es ja noch flach. Flach heißt schnell. Aber ich wusste, die krassen Anstiege würden mir eher Vorteile bringen. So war es dann auch. Hoch zum Epic KOM hingen schon viele im Berg, die zu schnell gestartet waren. Das sieht man daran, dass permanent aus dem Sattel gegangen wird oder manchmal auch schon abgestiegen, um kurz zu verschnaufen. Für mich Motivation pur. Kurz bevor es zum Radio Tower mit zum Teil 17% Steigung hochgeht, war ich ungefähr an Position 150/400. So konnte es weitergehen. Ich war jetzt auch gut warm. Dann gab es eine lange Abfahrt runter zum Jungle – hier darf man aber auch nicht einfach die Füße hochnehmen, sonst verliert man viele Plätze. Nachdem ich einmal dem Jungle mit seinem eher gravelig-sandigen Untergrund durchquert hatte, stand ich am Fuße des Endgegners: Alpe du Zwift. 12 Kilometer mit durchschnittlich 8,5 % Steigung. Das Ganze unterteilt in 21 Haarnadelkurven. Um es noch etwas gemeiner zu machen, fuhren wir heute gegen die Uhr. D.h. wer nicht innerhalb von 2:30Std. (Gesamtzeit) oben ist, fliegt raus.

Zu dem Zeitpunkt zeigte die ablaufende Uhr noch ziemliche genau eine Stunde und der gelbe Beacon um Charlotte Backus hatte ca. 35 Sekunden Vorsprung (sie quasselte ohne Unterbrechung). Zum Ausruhen blieb daher null Zeit.
Naja und dann versucht man irgendwie in einen Tunnel zu kommen und die Zahl 21 runterzurocken. Mit einer Wattzahl zwischen 3,5 und 4 pro KG kam ich gut voran und konnte schnell einige Plätze gut machen. Zum Glück hat sich mein Pulsmesser nicht verbunden, sonst hätte ich streckenweise sicher nicht schlecht gestaunt. Das ging schon ziemlich nah ran an die HFmax, aber ich saß noch immer recht ruhig im Sattel. Klar tut das auch weh, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.

Dann sah ich plötzlich den gelben Beacon von Charlotte auf der Karte. Die kleine Gruppe hing eine halbe Kehre oberhalb von mir und der Abstand schien sich zu verringern. Gute Aussichten. Also weiter. Und nach 3-4 Kehren mehr hatte ich sie. Trotzdem war hier absolute Vorsicht geboten. Es waren noch mehr as 12 Kehren zu fahren und wenn man jetzt überdrehte, dann war es vorbei. Und so bin ich hochkonzentriert weiter; immer in der Hoffnung, dass mich keiner überholt und dass die Höhenmeter Richtung 1.800 zählen. Es gab noch einen taktischen Angriff von einem Schweizer, den ich nicht halten konnte. Das war mir aber egal. Mein Abstand zur Gruppe um Charlotte wuchs auf mehr als 15s an und das war gut. Aber so langsam merkte ich auch kleine Instabilitäten im Rumpf. Die Beine waren ok, aber der Rest hing schon erbärmlich in den Seilen. Bei langen Belastungen bekomme ich auch immer so ein Flimmern vor einer Gesichtshälfte. Dann bleiben mir erfahrungsgemäß noch ca. 15-20min. So weit war es zum Glück nicht mehr. Und dann ging alles ziemlich schnell. Knapp 5 Minuten vor dem blue fence war ich als 63. oben, passierte den großen Kreisel und konnte mich über ein Katsching erfreuen. Mission accomplished. 🙂

Damit waren die Four Hoursemen aber nicht ganz erledigt. Nochmal gut 25km waren zu fahren. Der erste Teil war leicht. Einfach nur die 21 Kehren wieder runterballern. Aber dann ging es zum zweiten mal (!) durch den Dschungel + Mayan Loop. Die Szenerie mit den vielen Brücken und Tempeln sieht echt nett aus, aber da kann man eigentlich nur mit dem MTB fahren. Alter Schwede, war das anstrengend. Egal, was man drückt, man bekommt die Leistung nicht auf die Straße.

Nach 3 Stunden und 12 Minuten konnte ich dann endlich in Downtown einrollen und mir mein Badge abholen.

PS- Habe ich gerade gelesen. 🙂

WEDŪ Members who complete seven Sūffer Sundays in a row receive the WEDŪ ring.

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